Healthcaring à la France

Es ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte: Drei kunststoffverarbeitende Unternehmen in Frankreich, jedes für sich ein Pionier und verlässlicher Partner der Gesundheitsbranche, haben über Jahrzehnte hinweg einen exzellenten Ruf aufgebaut. Kompetent, innovativ und effizient in der Entwicklung und Produktion medizinischer Teilkomponenten und Einwegartikel für die pharmazeutische Industrie. Vor vier Jahren formierten sie sich zur SGH Healthcaring Gruppe: STI Plastics, ROVIPHARM und ESKISS Packaging.

Das Portfolio der SGH Healthcaring Gruppe umfasst Produktlösungen in vier Hauptbereichen: Dosierung (Dosierspritzen, Messbecher, Messlöffel, Einzeldosen, Pipetten, Pillenspender), Atemwegserkrankungen (Spacer, Nasensauger), Diagnostik und Präanalytik (Transport biologischer Proben). Der vierte Bereich – eHealth – umfasst Anwendungen zur Unterstützung moderner Informations- und Kommunikationssysteme in der Patientenbehandlung und -betreuung.

Jerome Empereur, CEO der SGH Healthcaring

Wir waren zu Besuch bei STI Plastics und sprachen dort mit dem CEO der Gruppe, Jerome Empereur.

Die STI Plastics gehört seit der Gründung im Februar 2018 zur SGH Healthcaring Gruppe. Bei führenden Pharmagrößen als Entwickler und Hersteller innovativer medizinischer Geräte anerkannt, ist das Unternehmen seit mehr als 30 Jahren ein wichtiger Partner der pharmazeutischen Industrie.

Der Produktionsstandort der STI Plastics verfügt über eine Spritzgusswerkstatt mit vollautomatischen Maschinen, eine Endbearbeitung mit automatisierten Linien (Dekoration und Montage) und eine ESD-geschützte Fertigung für die Montage von elektronischen Geräten. Die Industrieanlagen werden täglich präventiv und korrigierend gewartet, um eine moderne und qualitativ hochwertige Produktion zu gewährleisten. Der Standort ist spezialisiert auf Spritzguss mit In-Mould-Labelling (IML)-Dekoration für medizinische Produkte, Mono- oder Bi-Material-Geräte, Umspritzung mit individueller Sichtkontrolle der Komponenten, elektromedizinische Geräte und Serienfertigung in unterschiedlichen Längen.

Das Unternehmen ist nach ISO 13485:2016 zertifiziert und hat seine Zertifizierung auf die Herstellung, Montage und Verpackung von elektromedizinischen Geräten einschließlich TENS-Zubehör nach ISO 15378:2017 und ISO 14001:2015 erweitert. Es verfügt über die CE-Kennzeichnung 0459, die für Medizinprodukte gilt und mit der Richtlinie 93/42/EG übereinstimmt. Der Standort ist auch ein AEO (Authorised Economic Operator) für vereinfachte Zoll-, Sicherheits- und Schutzverfahren.

 

Monsieur Empereur, die SGH Healthcaring ist aus dem Zusammenschluss dreier Unternehmen entstanden, die sich über 30 Jahre lang einen guten Ruf erworben haben. Welche Vorteile haben die einzelnen Unternehmen aus dieser Allianz?

„Die SGH Healthcaring wurde in der Erkenntnis gegründet, dass Einigkeit eine Quelle der Stärke ist und dass eine standortübergreifende Produktion Versorgungssicherheit gewährleistet. Alle unsere Kunden sind sehr groß, die berühmte “Big Pharma”. Die meisten unserer Lieferanten sind ebenfalls groß, vor allem beim Rohmaterial. Wenn wir also wettbewerbsfähig sein und attraktiv bleiben wollen, müssen auch wir größer werden. Die SGH ist unser Projekt, um in Europa einer der führenden Akteure auf dem Gebiet der medizinischen Kunststoffprodukte zu werden. Weitere Zukäufe sind allerdings, dank eines sehr dynamischen organischen Wachstums, derzeit auf Eis gelegt.“

Die Gruppe wurde 2018 gegründet, relativ kurz danach kam es zur Corona-Pandemie. Wie hat Corona Ihren Alltag verändert?

„In der Pandemie litt der ursprüngliche Markt im Pharmabereich gewaltig, so auch die Gruppe. Es war allerdings eine große Chance für die SGH, in den diagnostischen Markt zu wechseln, aus dem wir jetzt zwei Blue-Chip-Kunden haben.“

Im Juni 2020 haben Sie die ersten Zhafir-Maschinen gekauft. Das war in der ersten Welle der Pandemie. War es nicht sehr mutig, in solch hektischen Zeiten eine neue Maschinenserie einzuführen?

„Wir kennen Haitian International schon seit einiger Zeit und haben einige Kollegen und Konkurrenten, die mit diesen Maschinen ausgestattet sind – und wir haben ein gutes Feedback erhalten. Aufgrund eines sehr guten Angebots der französischen Haitian Vertretung haben wir beschlossen, ein paar Maschinen in unseren drei Werken zu testen.“

Die derzeitige politische Situation bringt die Energiefrage in eine neue, kritische Lage. Welchen Stellenwert hatten die Energiekosten bisher in Ihrem Unternehmen und welche Maßnahmen diskutieren Sie, um weitere Kostensteigerungen abzufedern?

„Sie haben Recht, Energie wird zu einem großen Thema und ist einer der wichtigsten Bestandteile unserer Kosten. Obwohl wir mit modernen Anlagen und Maschinen recht effizient Energie sparen, werden wir einige Untersuchungen einleiten, um mehr Energie zu sparen. Z.B. mit elektrischen Maschinenkonzepten. Nichtsdestotrotz müssen wir derzeit einige Preiserhöhungen vornehmen, wenn wir unsere Gewinnspanne halten und unser Geschäftsmodell retten wollen.“

Wie viele Stunden/Tage produzieren Sie pro Woche?

„Fünf oder sechs Tage, je nach Ausstattung. Und bald sieben Tage für den Diagnose-Workshop.“

Wie viele Spritzgießmaschinen gibt es in der Gruppe insgesamt?

„Derzeit es mehr als 80 Maschinen, davon mittlerweile 13 elektrische Maschinen der Baureihe Zhafir Zeres, mit 40 bis 360 Tonnen. Die meisten sind mit einem Medizinpaket ausgestattet und produzieren bei Rovipharm im Reinraum. Alle Maschinen sind vollautomatisiert.“

Welche Materialien werden verarbeitet, in welchen Mengen?

„Im medizinischen Bereich setzen wir hauptsächlich Neuware ein, doch es gibt auch einige Anwendungen mit Biokunststoff. Zum Beispiel im Bereich Verpackungen, für Nahrungsergänzungsmittel. Insgesamt kommen wir auf ca. 3.000 Tonnen Rohmaterial im Jahr. Alle Maschinen sind in ein MES-System eingebunden und die Prozesse werden Standortübergreifend auf Effizienz überwacht.“

Auf der Website heißt es, „Die SGH Healthcaring strebt einen Umsatz von 100 Mio. EUR an, um die von unseren Laborkunden angestrebte kritische Masse zu erreichen und die mit den regulatorischen Anforderungen verbundenen Strukturkosten zu bewältigen.“ Können Sie das erläutern?

„Ich lege großen Wert auf die Einhaltung von Gesetzen, Vorschriften und allgemeinen ethischen Grundsätzen. Eine solche Unternehmenskultur ist unserer Ansicht nach unerlässlich: Wir müssen garantieren können, dass wir stets integer handeln. Wir werden daher unseren Umsatz steigern – und gleichzeitig den klaren Willen der Organisation, soziale und ökologische Erwägungen in ihre Entscheidungen einzubeziehen. Wir werden aber auch die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Tätigkeiten auf die Gesellschaft und die Umwelt berücksichtigen.“

Healthcaring à la France

Gegründet: 2018
Mitarbeiter in der Gruppe: 230
Aktueller Umsatz/Jahr: 40 Mio. EUR
• Insgesamt 14.500 qm Produktionsanlage, von denen zwei Standorte nach ISO 13485, ISO 15378 und 14001 zertifiziert sind
• 4 Spritzgießereien, 2 davon produzieren in Reinraum ISO 8
• 3 Fertigungen für IML und weiterführende Montage
• 1 ESD-geschützte Fertigung für die Montage von elektronischen Geräten